Stadtgeschichte

Geprägt von der letzten Eiszeit entstand die uckermärkische Landschaft mit ihren Seen, den hügligen Endmoränen und ausgedehnten Waldgebieten mit Mooren. Vor der mittelalterlichen deutschen Ostkolonisation siedelten zunächst germanische, später slawische Stämme in dieser Gegend an. Die Stadt erlebte, besonders auf Grund ihrer Lage an den Grenzen zu Brandenburg, Mecklenburg und Pommern, eine sehr wechselvolle Geschichte.

Stadtmauer im Wallgang

Reste der mittelalterlichen Stadtmauer existieren noch heute und zeigen einen ovalen Stadtgrundriss mit gitterförmigem Straßennetz. Die Kirche St. Marien wurde 1250 – 1280 erbaut. 1433 erhielt Strasburg (Um.) als einzige Stadt der Uckermark die Erlaubnis, eigene Münzen „Finkenaugen“ zu prägen. Im 16. und 17. Jahrhundert erfuhr die Stadt durch die Entstehung von Gewerben und Zünften einen wirtschaftlichen Aufschwung. 1681 brannte Strasburg (Um.) völlig nieder.

Aber 1691 wurden dann 304 französische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) in Strasburg (Um.) angesiedelt. Sie prägten den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Struktur der Stadt entscheidend mit. Im Jahre 1733 erfolgte die Gründung der Adler-Apotheke. Infrastrukturen (Chausseen und Eisenbahnlinien) entstanden und neue Technologie (Petroleumleuchten und Elektrizität) hielten Einzug in Strasburg (1868–1893). 1927 wurde der Wasserturm errichtet. 1945 wurde die Stadt zu 55% zerstört. Die Jahre danach ließen die Stadt langsam neu entstehen. Geblieben sind die Einbindung in die Region, fortschrittliche Tradition und der mutige Blick in die Zukunft.

In der Geschichte hat Strasburg gerade im Zusammenhang mit Schicksalsschlägen und Niederlagen seinen Lebenswillen und sein Durchhaltevermögen bewiesen. Als planmäßige Stadtanlage des Pommernherzogs Barnim I. ging Strasburg aus den Dörfern Altstädt, Falkenberg und Jüteritz im Dreiländereck von Pommern, Mecklenburg und Brandenburg hervor. Seit seiner Stadtgründung litt Strasburg unter dieser randlichen Lage. Zahlreiche Grenzkriege führten dazu, dass die Stadt oft umkämpft, zerstört und ausgeplündert wurde. Dadurch erlitt sie immer wieder schlimme wirtschaftliche Rückschläge und Bevölkerungsverluste. Bereits Anfang des 15. Jahrhunderts erhielt Strasburg deshalb vom brandenburgischen Kurfürst das Privileg zur Gründung einer Schützenkompanie zum Zwecke der Verteidigung der Stadt. Durch sie können die Strasburger Schützen heute deutschlandweit auf eine der längsten Traditionen verweisen.

Erst der Frieden von Prenzlau im Jahre 1479, (durch den die Uckermark endgültig brandenburgisch wurde), beendete diese Grenzkämpfe und ließ in Strasburg im späten Mittelalter einen wirtschaftlichen Aufschwung einsetzen. Es entstanden verschiedene Gewerke und Zünfte. Umfangreiche Landkäufe wurden getätigt, eine städtische Schule gegründet und es war ein Anwachsen der Bevölkerung zu verzeichnen. Strasburg erhielt als einzige uckermärkische Stadt das Recht in einer städtischen Münzstätte die damals in der Uckermark üblichen Finkenaugen zu schlagen. 1599 konnte dann sogar der Bau eines neuen Rathauses erfolgen, das Wahrzeichen städtischer Selbständigkeit.

Diese günstigen Umstände im späten Mittelalter hatten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein jähes Ende: Besonders einschneidend in der Geschichte der Stadt stellt sich der 30-jährige Krieg dar, der ein unermessliches Leid und Elend über die Bevölkerung brachte. Nur etwa 200 Menschen, das heißt jeder zehnte Bürger Strasburgs, überlebten diesen Krieg. Viele Stadtbrände, die Pest und Hungersnöte bedrohten in diesem tragischen 17. Jahrhundert zusätzlich die gesamte Existenz unserer Stadt.

Aber der Lebenswille und das Durchhaltevermögen der Bevölkerung bewahrten Strasburg damals vor seinem entgültigen Ende. Auch die Toleranz der Menschen gegenüber Andersdenkenden hat der Stadt erneut die Tür zu einem bescheidenen Wohlstand geöffnet. Ende des 17. Jahrhunderts folgte nämlich ein aus der Stadtgeschichte nicht wegzudenkendes Ereignis: die Ansiedlung von 244 französischen Glaubensflüchtlingen, den Hugenotten. Mit diesen Menschen kamen handwerkliche Künste, höhere Bildung und Gesittung in die Stadt. Der Tabakanbau wurde eingeführt und dem Handwerk der Töpfer, Schuhmacher und Gerber bedeutende Impulse gegeben. Als Mehrheit der Stadtbevölkerung prägten die Hugenotten entscheidend den Wiederaufbau und die Wirtschaftsstruktur der Stadt. Anfang des 18. Jahrhunderts konnte dadurch sogar das bis auf die Grundmauern abgebrannte Rathaus wieder neu errichtet werden.

Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Hugenotten in Strasburg und Umgebung.

Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz, errichtet 1875. (Postkarte) Links im Bild das alte Rathaus, im Hintergrund die Sankt-Marien-Kirche.

Im 18. und 19. Jahrhundert lebte die Stadt von Ackerbau und Viehzucht, vom Handel mit Mecklenburg und verschiedenen Jahrmärkten – sowie natürlich von seinen hochkarätigen Handwerksbetrieben. Bekannt geworden sind vor allem die Schuhmacher mit ihren wasserdichten Langschäften und die Töpfer mit ihrem erstklassigen Tongeschirr. Zu letzterem gab es jüngst neue Erkenntnisse von überregionaler Bedeutung durch Ausgrabungen in der Langen Straße. Doch auch in diesen Jahrhunderten blieben die Strasburger vor Kriegen und ihren zerstörerischen Auswirkungen nicht verschont. Der 7-jähriger Krieg, die Befreiungskriege und die Kriege in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachten der Stadt weitere Leidenszeiten und forderten Menschenopfer.

Durch die Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts kam es dann auch in Strasburg zu zahlreiche Modernisierungen. Der Ausbau des Straßen- und Eisenbahnnetzes erfolgte, die Zuckerfabrik wurde gebaut, in der Baustraße wurde die Volksschule eingeweiht und die Versorgung der Stadt mit Elektrizität konnte durch das Lichtwerk in der Feldstraße gesichert werden. In dieser Zeit begann der Strasburger Schuhmachermeister, Otto Wegener, mit dem Bau seiner einzigartigen Strohuhr und verhalf der Stadt damit später zu neuen Ehren.

Strasburger Notgeld von 1919

Unter dem langjährigen, verdienstvollen Bürgermeister, Hermann Merck, ging diese Entwicklungen weiter. Obwohl der 1. Weltkrieg Mangel und Not für Jahre in die Stadt zurück brachte, entstanden in seiner 33-jährigen Amtszeit die Wasserversorgung mit dem Wasserturm, eines unserer Wahrzeichen, und das heutige Kulturhaus damals noch als Jugendheim. Die Stadt bekam eine Straßenentwässerung und die Promenade um den Stadtsee. Weiterhin wurde das Straßen- und Eisenbahnnetz ausgebaut.

Der zweite Weltkrieg war auch für Strasburg ein jäher Einschnitt in dieser aufstrebenden Entwicklung. Er forderte mehrere hundert Menschenleben und zerstörte die Innenstadt zu etwa 55 Prozent. Mit dieser Zerstörung ging das Gesicht der Stadt weitgehend verloren.

Die Geschichte nahm 1945 weiter ihren Lauf: Unter sozialistischer Führung wurde in der ehemaligen DDR eine neue Gesellschaftsstruktur geschaffen und der Wiederaufbau der Städte nach den Vorgaben des sozialistischen Städtebaus durchgeführt. So geschah es auch in Strasburg. Die Auswirkungen im Stadtbild sind uns allen hinreichend bekannt. 1952 erhielt Strasburg Kreisstadtstatus.

Mit der friedlichen Revolution in der DDR und der politischen Wende von 1989 fanden die ersten demokratischen Neuwahlen im Mai 1990 statt. Zu erwähnen bleibt, dass 1992 die bisher selbständigen Gemeinden Gehren und Neuensund in die Stadt eingemeindet wurden und Strasburg 1994 den Verlust seines Kreisstadtstatus hinnehmen musste und in den Uecker-Randow-Kreis eingegliedert wurde.

Am Ende dieses 750-Jahre langen Weges ist Strasburg durch seine wechselvolle Geschichte etwas ganz Besonderes: nämlich die einzige uckermärkische Stadt in Mecklenburg-Vorpommern.

Mehr Informationen über die Geschichte der Stadt erhalten Sie im Heimatmuseum.

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